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Zwischen Zeitung, Smartphone und künstlicher Intelligenz

Fest steht: Immer mehr Menschen verbringen ihre Zeit am Smartphone. In den letzten Jahren greifen zudem mehr Personen auf KI zurück und befürworten ein Handyverbot an Schulen. Wir haben Statistiken ausgewertet und in Rotkreuz ein Stimmungsbild erhoben.

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Mediennutzung – digital oder analog?

«The change from atoms to bits is irrevocable and unstoppable», schrieb Nicholas Negroponte bereits 1995 in seinem Buch Being Digital. Gemeint war der unumkehrbare Übergang von physischen Medien – wie Zeitungen, Bücher oder CDs – hin zu digitalen Formaten, die sich grenzenlos vervielfältigen und verbreiten lassen. Vor über 30 Jahren klang es möglicherweise noch wie eine hochriskante Prognose. Heute, drei Jahrzehnte später, nicken wohl viele, wenn sie dieses Zitat lesen, denn wir als Gesellschaft konsumieren hauptsächlich Online-Medien und weniger klassische Medien wie Zeitungen. Gemäss der Studie Medienmonitor Schweiz aus dem Jahr 2023 beziehen 25 % der Befragten ihre Nachrichten hauptsächlich aus dem Fernsehen, 27 % aus Online-Medien, 18 % aus dem Radio, 15 % aus Printmedien und 16 % Social Media.

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Diese Studie zeigt, wie klassische Medien wie die Printmedien in den letzten Jahrzehnten massiv an Marktanteilen verloren haben. Bei einer Umfrage des Reuters Institute gaben Personen an, welche Kanäle sie regelmässig nutzen, um sich zu informieren. Auch dort ergab sich ein ähnliches Bild:

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Ältere Personen konsumieren öfter noch klassische Medien wie Zeitungen. Nicht nur unter den Jungen, sondern auch bei den Älteren steigt der Konsum von digitalen Medien – so etwa bei Hans B. (67, Name der Redaktion bekannt) aus Rotkreuz: «Um mich zu informieren, lese ich die klassische Zeitung, aber auch oft digital», sagt er auf die Frage, wie er zu News kommt. Anders als viele Ältere konsumieren Jüngere mehr digitale Medien. So auch Nicole Longhi (45): «Um mich zu informieren, brauche ich vor allem das Handy.» Doch auch einige Jüngere sehen die Digitalisierung kritisch. Zum Beispiel Thomas Bütler (32): «Ich brauche fast nie das Internet und lese jeden Morgen die gedruckte Zeitung.»

Handyverbot an Schulen: Grosse Zustimmung

Es ist ein Thema, das Lernende, Eltern, Schulleitungen und Lehrpersonen spaltet: Handys. Vermehrt werden Stimmen laut, die ein Verbot von Smartphones an Schulen verlangen. Einige Schulen, darunter auch die Kantonsschule Rotkreuz (KSR), haben bereits die Nutzung von Smartphones auf den ersten drei Klassenstufen grundsätzlich untersagt. Nach den Herbstferien gelten auch an der KSR strengere Regeln und eine Nutzung ohne ausdrückliche Erlaubnis hat Konsequenzen. Der Kanton Aargau geht noch weiter: Er verbietet auf kantonaler Ebene sämtliche private digitale Geräte, auch Smartwatches. Ein Entscheid, der auf grosse Zustimmung, aber auch auf grossen Widerstand stösst. Ein Blick in die USA zeigt, wie verbreitet solche Regelungen sein können: Dort verbieten inzwischen rund 77 % der Schulen die Nutzung von Handys im Unterricht (National Center for Education Statistics, 2025). Für die Schweiz existieren keine solchen Zahlen. Eine Umfrage des Sotomo-Instituts zeigt, dass rund 82 % der Schweizerinnen und Schweizer einem Handyverbot an Schulen grundsätzlich zustimmen. Besonders über 25-Jährige und Frauen bevorzugen ein Verbot. Parteipolitisch zeigen sich leichte Unterschiede: 85 Prozent sind bei der SVP und der SP für ein Verbot, 83 Prozent bei den Grünen. Am skeptischsten sind GLP-Wählende mit 75 Prozent Zustimmung.

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Auch Hans B. stimmt einem Verbot von Handys an Schulen zu: «Ein Verbot von Handys an Schulen wäre eine ganz gute Idee.» Aber auch kritische Stimmen sind zu hören, so etwa jene von Nicole Longhi, die, angesprochen auf ein mögliches Handyverbot an Schulen, sagt: «Schwere Frage, grundsätzlich finde ich es nicht gut, mit Verboten zu arbeiten, denn die Kinder sollten den Umgang mit den Geräten lernen. Jedoch finde ich schon, dass sie während den Pausen zusammen reden oder etwas machen können. Ein Verbot auszusprechen, finde ich aber schwierig, denn dann macht es erst recht neugierig und dann will man es erst recht ausprobieren.»

Rechtlich kann ein Verbot, aber besonders das Einziehen von privaten Geräten, schnell heikel werden. Grundsätzlich können Schulen in der Hausordnung oder in vergleichbaren Dokumenten ein Verbot oder Strafen festlegen. Jedoch muss dieses Dokument von der Schulleitung unterschrieben und klar publiziert werden. Allgemein zählt das Prinzip der Verhältnismässigkeit, was bedeutet, dass das willkürliche Einziehen der Smartphones nie erlaubt ist. Was jedoch verhältnismässig ist und ob es angemessen wäre, zuerst eine Verwarnung auszusprechen, ist rechtlich unklar. Ein Bundesgerichtsurteil dazu gibt es noch nicht.

KI: Wie oft wir sie im Alltag einsetzen

KI ist längst mehr als ein Begriff, den einige Technik-Nerds kennen: Heute ist KI, AI oder ChatGPT wohl den meisten ein Begriff. Bei einer Umfrage aus dem Jahr 2024 der Universität Zürich (UZH) gaben nur 2 % der Befragten an, noch nie von KI gehört zu haben. Gleichzeitig gaben 69 % an, sie hätten schon von KI gehört, wüssten aber nicht sehr viel darüber, und 29 % der Befragten gaben an, sie wüssten viel über KI. Eine Statistik von Statcounter zeigt ein klares Bild: ChatGPT ist mit fast 94 % klar Marktführer, gefolgt von den Tools Perplexity (3.02 %), Microsoft Copilot (2.45 %), Gemini von Google (0.36 %) und Claude (0.24 %). Wie sehr KI inzwischen im Alltag angekommen ist, zeigt sich auch auf der Strasse: Alle Befragten wussten darüber Bescheid und nutzen sie teilweise selbst. Gian Rust (14) aus Risch sagt etwa: «Ich brauche KI für fast alles. Vor allem ChatGPT verwende ich mehrmals täglich.»

Ob Zeitung, Smartphone oder KI – alle drei prägen heute unseren Alltag. Während die einen lieber noch die klassische Zeitung lesen, setzen andere auf digitale Kanäle oder KI-Tools. Die Zahlen zeigen: Der Medienwandel ist da, und er wird bleiben.

Jannik Bossard und Simon Weber, Redaktion KS Rundblick